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Kfz-Versicherung

Wer haftet bei einem Auffahrunfall

von Julius Liebscher
Gründer

Der Satz "Wer auffährt, ist schuld" gilt schon seit langer Zeit nicht mehr. Zwar besagt die Straßenverkehrsordnung, dass man immer genug Abstand halten muss, um Auffahrunfälle zu vermeiden, aber in der Rechtsprechung hat sich die Sichtweise geändert. Es wird nicht automatisch davon ausgegangen, dass derjenige, der auffährt, immer schuld ist.

Der Prozess der Gerichtsentscheidungen bei einem Auffahrunfall

Beim Auffahrunfall wird anfänglich der Anscheinsbeweis angewendet. Das bedeutet, dass die Person, die von hinten aufgefahren ist, automatisch als schuldig angesehen wird, da sie offensichtlich zu nah am vorausfahrenden Fahrzeug war.

In letzter Zeit nehmen Richter immer öfter die individuellen Umstände in Betracht, die zu einem Auffahrunfall geführt haben. Es kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass ein Fahrer, der zu dicht auffährt, für den Unfall verantwortlich ist. In solchen Fällen ist die Schuldfrage ziemlich klar.

Es ist wichtig, auch das Fahrverhalten des Fahrzeugs vor einem zu berücksichtigen. Wenn ein Fahrzeug plötzlich und unerwartet auf einer komplett freien Straße abbremst, könnte dies zu einer Teilschuld führen. Als Verkehrsteilnehmer ist es unsere Verantwortung, auch auf die Fahrzeuge um uns herum zu achten, sowohl vor uns als auch hinter uns.

Es kommt auf die Situationen an, aber in bestimmten Gefahrensituationen ist es wichtig, stark zu bremsen, zum Beispiel wenn ein Kind oder ein Tier plötzlich über die Straße läuft. Allerdings sollte man vorsichtig sein, denn Kleintiere haben für Gerichte wenig Wert. Das bedeutet, wenn man wegen eines Eichhörnchens bremst, könnte einem eine Teilschuld zugesprochen werden.

Die Rolle der Verkehrspädagogen in der Verkehrserziehung

Es gibt eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die sich selbst als Verkehrspädagogen bezeichnet und glauben, dass sie andere Verkehrsteilnehmer erziehen können. Wenn sie der Meinung sind, dass das Auto hinter ihnen zu dicht auffährt, neigen sie dazu, grundlos und plötzlich auf die Bremse zu treten. Wenn dadurch ein Auffahrunfall verursacht wird, nehmen die Richter an, dass dies absichtlich provoziert wurde und geben dem vorausfahrenden Fahrer die Alleinschuld.

Ein Unfall mit mehreren Fahrzeugen verursacht einen Kettenreaktionseffekt

Wenn es zu einem Kettenunfall kommt, bei dem mehrere Autos aufeinander fahren, ist die Beweislage oft schwierig. Es ist klar, dass der vorletzte Wagen noch rechtzeitig bremsen konnte, da er ausreichend Abstand zu dem vor ihm verunfallten Wagen hatte und so einen weiteren Unfall vermieden hat. Das letzte Fahrzeug hätte dies ebenfalls geschafft, wenn der Abstand zum vorletzten Auto größer gewesen wäre.

Wenn alle beteiligten Fahrzeuge in einen Auffahrunfall involviert sind, ist es schwierig zu sagen, ob der Unfall theoretisch vermeidbar gewesen wäre oder ob der letzte Wagen rechtzeitig hätte bremsen können. In solchen Fällen muss geklärt werden, ob der Bremsweg für den letzten Wagen möglicherweise verkürzt wurde, weil das vorausfahrende Auto auf den Vordermann aufgefahren ist.

Bei einer großen Anzahl von Autounfällen mit mindestens 40 Fahrzeugen ist die Situation oft chaotisch und es ist schwierig, den Schuldigen zu ermitteln. Aus diesem Grund übernimmt die Kfz-Haftpflichtversicherung auch den Schaden am eigenen Fahrzeug, ohne dass der Schadenfreiheitsrabatt beeinträchtigt wird. Es ist also nicht notwendig, die eigene Autoversicherung um zusätzlichen Kaskoschutz zu erweitern.

Versuchter Versicherungsbetrug durch fingierten Auffahrunfall

Zuweilen werden Auffahrunfälle absichtlich herbeigeführt, um eine betrügerische Versicherungsleistung zu erhalten. Wenn man den Verdacht hat, dass so ein Vorfall inszeniert wurde, ist es ratsam, die Polizei hinzuzuziehen. Es muss festgestellt werden, ob der Schaden tatsächlich ausschließlich auf den Unfall zurückzuführen ist oder ob auch ein bereits bestehender Schaden mit einbezogen werden soll.

So wird der sichere Abstand zum Fahrzeug vor einem ermittelt

In der Fahrschule wird gelehrt, dass der Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug die Hälfte der Geschwindigkeit in Metern betragen sollte. Wenn man also mit 100 km/h fährt, sollte der Abstand etwa 50 Meter betragen. Innerhalb geschlossener Ortschaften wird als Faustregel ein Abstand von drei Wagenlängen empfohlen, was ungefähr 15 Meter entspricht.

Wie man reagieren sollte, wenn es zu einem Unfall gekommen ist

Versicherung deckt Kosten bei einem Auffahrunfall ab?

Generell übernimmt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers die Kosten für Schäden am Fahrzeug des anderen Unfallbeteiligten. Wenn es um Schäden am eigenen Auto geht, springt die Vollkaskoversicherung ein. Bei Glasschäden am eigenen Fahrzeug ist die Teilkaskoversicherung zuständig.

Wenn das Gericht feststellt, dass sowohl Fahrer A als auch Fahrer B zu dem Unfall beigetragen haben, wird die Schuld aufgeteilt. In diesem Beispiel trägt Fahrer A 60 Prozent der Schuld und Fahrer B 40 Prozent. Entsprechend wird auch die Schadensersatzleistung aufgeteilt. Fahrer B erhält 60 Prozent seines Schadens von der Versicherung von Fahrer A erstattet. Umgekehrt erstattet die Haftpflichtversicherung von Fahrer B 40 Prozent der entstandenen Schäden von Fahrer A.

Kann man für einen Auffahrunfall strafrechtlich belangt werden?

Je nach Ursache und den daraus resultierenden Folgen kann ein Auffahrunfall auch rechtliche Konsequenzen für den Verursacher haben. Wenn der Unfall allein aufgrund eines zu geringen Abstands passiert ist, wird normalerweise lediglich eine Verwarnungsgeld verhängt. Auch Fahrer in der Probezeit bleiben davon unbeeinflusst. Es sieht jedoch anders aus, wenn weitere Verkehrsvergehen eine Rolle spielen, wie zum Beispiel die Nutzung eines Handys ohne Freisprecheinrichtung.

Wenn es bei einem Auffahrunfall zu Verletzungen beim Opfer kommt, kann der Verursacher mit einem Strafverfahren aufgrund von fahrlässiger Körperverletzung rechnen. Die Schmerzensgeldzahlung wird von der Haftpflichtversicherung übernommen, jedoch muss der Verursacher die Geldstrafe selbst tragen.

Antworten auf häufig gestellte Fragen

Was genau versteht man unter einem Auffahrunfall?

Ein Auffahrunfall wird nach einer allgemeinen Rechtsdefinition definiert, wenn der Abstand zum Auto vor einem zu gering ist und daher der Bremsweg nicht ausreicht, um eine Kollision mit diesem zu verhindern.

Wer übernimmt die Kosten bei einem Auffahrunfall?

Normalerweise übernimmt die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeugs, das auffährt, die Kosten bei einem Auffahrunfall.

Ist man automatisch verantwortlich für einen Auffahrunfall?

Grundsätzlich bedeutet dies, dass bei einem Auffahrunfall immer die schuldige Person oder das schuldige Fahrzeug dasjenige ist, das von hinten auf ein anderes Fahrzeug auffährt.

Richtiges Verhalten nach einem Auffahrunfall

Auch wenn es zu einem Auffahrunfall kommt, sollten Sie sofort den Notruf und die Polizei verständigen, wenn es verletzte Personen gibt. Geben Sie erste Hilfe und bringen Sie ein Warndreieck an, schalten Sie die Warnblinkanlage ein und ziehen Sie Ihre Warnweste an, bevor Sie das Fahrzeug verlassen.

Wer ist für das Melden eines Auffahrunfalls verantwortlich?

Sobald festgestellt wurde, wer schuld am Unfall ist, ist der Verursacher dazu verpflichtet, den entstandenen Schaden seiner eigenen Versicherung zu melden. Normalerweise kümmert sich die Versicherung um die Abwicklung des Schadens und die Kommunikation mit der gegnerischen Versicherung und der geschädigten Person.

Wie viel Geld muss man zahlen, wenn man einen Auffahrunfall verursacht?

Wenn man zu nah an einem vorherfahrenden Fahrzeug fährt und es kommt zu einem Auffahrunfall, begeht man eine Ordnungswidrigkeit. Das bedeutet, dass man eine Strafe zahlen muss. Die Höhe der Strafe hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der man gefahren ist, und kann zwischen 30 und 400 Euro liegen.

Wer ist für einen Auffahrunfall mit mehreren Fahrzeugen verantwortlich?

Wenn es zu einem Auffahrunfall mit mehreren Fahrzeugen kommt, bedeutet dies nicht automatisch, dass das letzte Fahrzeug die Schuld trägt. In vielen Fällen wird verschiedenen Fahrern eine Teilschuld zugesprochen.